Erste Blockchain-Immobilie in der Schweiz
Zug. Kirschtorte, Steueroase, EVZ. Und jetzt auch noch Vorreiter in Sachen Immobilien-Transaktionen: Im Zentralschweizer Kanton ist die landesweit erste Immobilie über Blockchain verkauft worden.
Blockchain? Ein Begriff so kryptisch wie das digitale Zahlungsmittel Bitcoin. Einfach erklärt: Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die es erlaubt, Zahlungen und andere Transaktionen transparent und ohne jegliche Vermittler durchzuführen. Jede Transaktion wird dabei in eine stetig wachsende Liste eingetragen. Die Datenbank wird also zunehmend chronologisch erweitert – eine Veränderung der „Blocks“, also der einzelnen Datensätze, ist dadurch so gut wie ausgeschlossen. Man könnte eine Blockchain auch als eine Art Logbuch beschreiben, das alle Daten linear erfasst.
Da alle Informationen in allen Blocks festgehalten werden, gilt Blockchain als eine sehr sichere, nicht manipulierbare und äusserst transparente Technologie. Blockchain braucht keine Mittler, da Transaktionen über das System sicher verifiziert werden. Und genau deshalb eignet sich die Methode perfekt für Immobilientransaktionen.
Schweizweit erster Blockchain-Immobilien-Deal
Nun ist es so weit: Das Schweizer Start-up-Unternehmen Blockimmo, die gemäss eigenen Angaben erste auf Blockchain-Technologie basierende Immobilientransaktionsplattform, hat ihre erste Immobilien-Transaktion abgeschlossen. In Baar ZG wurden 20 Prozent einer Liegenschaft an vier Investoren veräussert. Verkaufspreis: rund 3 Millionen Franken.
Bei der Immobilie handelt es sich um ein in erster Linie als Wohngebäude genutztes Objekt, in dem sich neben 18 Wohnungen aber auch ein Restaurant befindet. Die vier Einzeltransaktionen wurden über die Ethereum-Blockchain abgewickelt und sind öffentlich einsehbar.
Die seit knapp vier Monaten existierende Plattform Blockimmo ermöglicht es Anlegern, bereits mit kleinen Beträgen ab etwa 1’000 Franken in Liegenschaften zu investieren. Gleichzeitig sollen Immobilienbesitzer ihre Immobilien optimal verkaufen können. Bis jetzt kann auf Blockimmo nur in Liegenschaften in der Schweiz investiert werden. Bald sollen Grundstücke und Liegenschaften im gesamten EU-Raum folgen.
Erst der Anfang der Vision
Der Deal zeigt: Eine Tokenisierung, also eine digitale Segmentierung von Eigentum in Währungseinheiten, ist im Immobilienbereich durchaus möglich. Währungsrisiken lassen sich dabei mit der Verwendung einer an den Franken gebundenen Kryptowährung vermeiden.
Allerdings ist der aktuelle Deal erst der Anfang der Vision vom Blockchain-Immobilienhandel. Teil dieser Vision ist nämlich, dass sich nicht nur jedermann bereits mit kleinen Beträgen an einem Objekt beteiligen, sondern diese Anteile auch schnell und unkompliziert wieder veräussern kann. Noch aber gibt es keine regulierte Börse, an der sich mit Tokens, den digitalen Stellvertretern der Liegenschaftsanteile, handeln lässt. Das soll sich allerdings schon bald ändern: Die grösste Schweizer Börse SIX Swiss Exchange entwickelt derzeit entsprechende Handelsplätze. Und auch andere Anbieter sind auf dem Vormarsch.
Vorteile der Blockchain in der Immobilienwelt
Auch wenn es erst wenige Anwendungen der Blockchain-Technologie im Immobilienbereich gibt: Sie eignet sich nahezu perfekt für Transaktionen in diesem Bereich. Denn: Sie vereinfacht und beschleunigt diverse Prozesse. An- und Verkauf, Vermietung und Verpachtung, Finanzierung und Verwaltung sind oftmals langwierig und vielfach ineffizient. Die üblichen Prozesse finden grösstenteils auf Papier statt und werden von diversen Vermittlern wie z.B. Banken, Ämtern, Notaren, Maklern oder Rechtsanwälten verantwortet. Das führt dazu, dass sich Daten wiederholen, die Qualität leidet und aufwändige Prüfprozesse erforderlich werden, die teilweise monatelang dauern und kostenintensiv sind.
Bereits in Testprojekten zeigte sich, dass sich Immobilienkäufe auf Blockchain-Basis – also ohne Notar und Grundbuch – schnell und sicher abwickeln lassen. Gestützt auf eine private Blockchain haben nur bestimmte vertrauenswürdige Teilnehmer Zugriff auf die digitale Transaktionsplattform. Sprich: Es sind keine langwierigen Prüfprozesse zu den Eigentumsverhältnissen oder zur Zahlungsfähigkeit des Erwerbers nötig. Das verkürzt den Ablauf und reduziert die Kosten erheblich. Schliesslich dauern Immobilientransaktionen vom ersten Kontakt der Parteien bis zur Eintragung des Eigentumsübergangs im Grundbuch hierzulande kaum unter einem halben Jahr. Und: Es minimiert die Korruptions- und Betrugsgefahr.
Nächstes Projekt in den Startlöchern
Der Verkauf in Zug ist erst ein Anfang. Bei der nächsten Transaktion will Blockimmo eine ganze Liegenschaft tokenisieren und deutlich mehr Investoren involvieren. Und: Die Immobilientransaktionsplattform bekommt bereits Konkurrenz. Crowdlitoken, die liechtensteinische Tochter der Frauenfelder Crowdinvestment-Firma Crowdli, plant demnächst ebenfalls Immobilien-Investments über die Blockchain anzubieten. Dabei soll den Investoren der Zugang zu den tokenisierten Immobilien über eine Anleihe ermöglicht werden.