Inflation und Zinserhöhung: Was bedeutet das für den Schweizer Immobilienmarkt?
Die aktuelle geopolitische Lage wirkt sich auch in der Schweiz aus. Mehrere Branchen spüren die Folgen der Inflation, die Schweizer Immobilienpreise sind auf Rekordhoch und die Hypothekarzinsen steigen. Wie sieht die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt aus und wie entwickeln sich die Preise weiter?
Wie hoch ist die Inflation und welche Bereiche sind davon betroffen?
Verglichen mit den Nachbarländern hält sich die Inflationsrate in der Schweiz mit +2,5 % in Grenzen (AT 8 %; DE 7,9 %; IT 6,9 %; FR 5,2 %). Im Bereich Wohnen und Energie ist die Inflationsrate jedoch bereits um 4,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die Teuerung der Energiekosten, die bereits während der Covid-19 Pandemie begonnen hat, wird jetzt vom Krieg in der Ukraine befeuert. Davon betroffen sind alle Haushalte, die mit Gas oder Öl heizen. In der Schweiz sind es 60 % aller Haushalte. Für Immobilieneigentümer bedeutet dies mehr Heizausgaben, während Mieter sich auf höhere Nebenkostenrechnungen vorbereiten können.
Wie entwickeln sich die Hypothekarzinsen?
Immobilien gelten während Inflationswellen in der Regel als sichere Wertanlage: Steigt die Inflation, erhöht sich auch der Wert der Immobilie und Immobilieneigentümer profitieren davon. Die aktuelle Inflationslage ist aber mit einer Steigerung der Hypothekarzinsen gekoppelt und bringt daher Risiken mit sich, denn die extrem tiefen Zinsen des letzten Jahres bahnen sich langsam ihren Weg nach oben. Seit Anfang des Jahres haben sich die Zinsen mehr als verdoppelt. Die Topkonditionen für eine 10-Jahre Festhypothek starten bei 1,81 %, wobei die meisten Banken ihre Hypothekarzinsen bei 2,2 % ansetzen. Spürbar wird dieser Trend besonders bei verschuldeten Immobilien. Eigentümer mit einer Festhypothek werden den Zinsenunterschied erst bei der Erneuerung der Hypothek wahrnehmen. Immobilieneigentümer, die eine Saron-Hypothek oder eine variable Hypothek abgeschlossen haben, werden hingegen gleich von der Zinserhöhung getroffen.
IAZI-Chef Donato Scognamiglio geht von einer graduellen Zinsenanpassung aus, wie wir sie bereits im ersten Quartal erlebt haben. Deshalb rät er Immobilieneigentümer jetzt eine Festhypothek abzuschliessen, um auf Nummer sicher zu gehen und sich die niedrigen Zinsen für einen langen Zeitraum zu sichern.
Platzt die Immobilienblase in der Schweiz?
Die Gefahr einer Immobilienblase auf dem Schweizer Immobilienmarkt wird immer konkreter. Denn auch im ersten Quartal 2022 sind die Immobilienpreise um weitere 1,5 % gestiegen. Getrieben werden die Immobilienpreise von der Inflation und dem Krieg in der Ukraine. Die jetzige geopolitische Lage ist für die Teuerung vieler Produkte verantwortlich, besonders in der Energie- und Baubranche. Diese Teuerung wirkt sich natürlich direkt auf die Immobilienpreise aus. Dadurch erhöht sich auch das Risiko einer Immobilienblase in der Schweiz. Im ersten Quartal 2022 hat sich der UBS Swiss Real Estate Bubble Index von 1,38 auf 1,47 Punkte erhöht. Ab einem Wert von 1,00 Punkt gilt der Immobilienmarkt als überbewertet und die Chance einer Immobilienblase steigt ebenfalls. Besonders hoch ist das Risiko einer Immobilienblase in Zürich, Basel, Genf und Lausanne, doch auch die Kantone Tessin, Wallis und Neuenburg sollten im Auge behalten werden. Sollten die Hypothekarzinsen weiter ansteigen, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Immobilienblase platzen. Wann und ob dieses Szenario auch wirklich auftreten wird, kann nicht vorhergesehen werden. Jetzt heisst es, abwarten und wachsam bleiben, um die Zeichen frühzeitig erkennen zu können und dementsprechend zu handeln.
Ausgangspunkt für ein angemessenes Handeln ist der Marktwert der Immobilie.