Mehrheit der Schweizer Senioren lebt in Wohneigentum
Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie des Bundesamts für Statistik (BfS) bleiben 96 Prozent der älteren Menschen bis zu ihrem Lebensende dort, wo es ihnen am vertrautesten ist: in ihrem Daheim. Von diesen 96 Prozent leben 54 Prozent im Wohneigentum: 31 Prozent bewohnen ein Einfamilienhaus, 23 Prozent eine eigene Wohnung. Dabei beanspruchen ältere Menschen durchschnittlich vier Zimmer oder pro Person 66 Quadratmeter – und das, obwohl die Kinder längst ausgezogen sind. Zum Vergleich: 25 - bis 64-Jährige leben im Schnitt auf rund 47 Quadratmetern.
Der überdurchschnittlich viele Platz liegt vor allem daran, dass 90 Prozent aller Pensionierten alleine oder zu zweit leben – was natürlich nicht ihr Leben lang so war: Früher lebten sie als Familie auf dem gleichen Raum, teilten ihre vier Wände mit ihren Kindern. Heute wohnen sie am gleichen Ort als Paar oder ganz allein. Männer leben häufiger alleine in einem Haus als Frauen. Der Grund: Sie werden in der Regel weniger alt und sind deshalb oft rüstiger. Ausserdem ist die Rente von Senioren meist höher als jene von Seniorinnen – und der Unterhalt eines Hauses kostet.
Emotionale, soziale, praktische und finanzielle Faktoren
Im stolzen Alter von 85 Jahren lebt immerhin noch über ein Viertel (27 Prozent) der Seniorinnen und Senioren im trauten Heim. Jene, die zur Miete wohnen, verlassen ihr Zuhause allerdings ebenso wenig. Die Gebundenheit an das altbekannte Daheim hat einerseits emotionale und soziale Gründe: Ab einem bestimmten Alter verlassen viele Menschen nur ungern den Ort, an dem sie einen Grossteil ihres Lebens verbracht haben. Zu wichtig sind die Erinnerungen, die sie mit ihrem Daheim verknüpfen, und unersetzlich ist das soziale Gefüge, in dem sie sich befinden, wie etwa die Nachbarn oder die nächsten Einkaufsmöglichkeiten.
Andererseits spielen praktische und finanzielle Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle: Angebote wie die Spitex erlauben es älteren Menschen heutzutage, länger in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Und: Oft ist der langjährige Mietzins älterer Menschen weit unter dem Marktwert. 43 Prozent der Senioren und Seniorinnen bezahlen für ihre Dreizimmerwohnung weniger als 1000 Franken. Umzuziehen, ohne draufzuzahlen, ist da selbst auf dem Land schwierig. Ganz zu schweigen von den Städten, wo eine entsprechende Wohnung inzwischen gut und gern das Doppelte kostet.
Besonders augenfällig ist der hohe Anteil an Seniorinnen und Senioren an Eigenheim-Bewohnern angesichts der insgesamt geringen Wohneigentumsquote in der Schweiz: Nicht einmal 40 Prozent aller Wohnungen werden hierzulande von ihren Eigentümern selbst bewohnt. Damit ist die Schweiz im europäischen Vergleich absolutes Schlusslicht. In den osteuropäischen Ländern liegt der Anteil an Wohneigentum bei fast 100 Prozent.
Demografische Entwicklung fordert eine Lösung
Doch die dramatische demografische Entwicklung fordert ein Umdenken und Neuorganisieren des Wohnens: Gemäss dem Bundesamt für Statistik werden 2045 eklatant mehr über 65-Jährige in der Schweiz wohnen als heute – ein knappes Drittel der Schweizer Bevölkerung wird dann im Pensionsalter sein. In Zahlen: Die derzeit 1,5 Millionen Seniorinnen und Senioren werden auf 2,7 Millionen anwachsen. Oder, in Prozent ausgedrückt: Der Anteil der Pensionierten wird von 18 auf 27 Prozent zulegen. Dass derart viele alleinstehende Personen weiterhin vier bis fünf Zimmer belegen, ist auf lange Sicht nicht realistisch.
Eine mögliche Lösung: das sogenannte „modulare Bauen“. Heisst: Bestehende Wohnungen werden je nach Bedarf angepasst. Sprich: je nach Familiengrösse, Gesundheitszustand, etc. verkleinert oder vergrössert. Senioren müssen ihr trautes Heim also nicht verlassen, sondern sich beispielsweise von zwei oder drei Zimmern trennen. So nehmen sie nicht mehr so viel Platz in Anspruch, bleiben aber in ihrer vertrauten Umgebung und sparen sogar Geld. Gleichzeitig machen sie Platz für Familien, die oft kaum mehr passende Wohnungen finden.
Solche modularen Wohnkomplexe sind derzeit noch Randerscheinungen, werden aber zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn das zunehmende Bevölkerungswachstum erfordert Platz, und der will optimal genutzt sein: in einer Art Baukastensystem. Flexible Wohnlösungen werden statische Grundrisse ablösen, individuelle Kombinationen werden an die Stelle fest gefügter Bausubstanz treten.