Mietpreisentwicklung in der Schweiz – Ist 2020 Entspannung in Sicht?
Laut mehreren zum Jahresbeginn veröffentlichen Studien haben sich die Mietpreise 2019 weitgehend stabilisiert und sind im Schnitt sogar leicht gesunken. Wir zeigen Zahlen und Fakten dazu und erklären, warum 2020 für Mieter ein gutes Jahr werden könnte.
Die Mietpreisentwicklung 2019
Gleich zwei Studien wurden in diesem Januar zum Schweizer Immobilienmarkt veröffentlicht: Die erste betrifft den vom Immobilienportal Immoscout24 in Zusammenarbeit mit dem Immobilienunternehmen IAZI erhobenen Swiss Real Estate Offer Index.
Dieser liefert Echtzeit-Daten zur Mietpreisentwicklung in der Schweiz und erlaubt so eine zeitnahe Überwachung der Entwicklung von Angebotspreisen und -Mieten am Immobilienmarkt. Daneben hat auch das Immobilienportal Homegate.ch in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) einen Mietindex berechnet – mit teils widersprüchlichen Ergebnissen.
Während laut Immoscout24 die Mietpreise im Dezember 2019 gegenüber dem Vormonat um 0.6 Prozent gesunken seien, spricht Homegate von einem leichten Anstieg von 0.3 Prozent.
Dass sich die beiden Indices in ihren Resultaten leicht unterscheiden, zeigt einerseits, dass dabei unterschiedliche Datenmodelle verwendet wurden. Andererseits spricht es für einen momentan nur schwer erkennbaren Trend bei den Mietpreisen – diese haben sich 2019 stabilisiert.
Doch die beiden Mietpreis-Indices von Immoscout24 und Homegate sind sich einig bei der Entwicklung gegenüber den Vorjahreswerten sowie der saisonalen Entwicklung: So sagen die ausgewerteten Daten beider Immobilienplattformen, dass die Mieten gegenüber dem Vorjahr um knapp ein halbes Prozent gesunken sind.
Zudem wurde beobachtet, dass die Mietpreise im Sommer 2019 leicht angestiegen und danach wieder gesunken sind. Es konnte also eine Saisonalität festgestellt werden – ähnlich wie bei den Aussentemperaturen.
Regionale Unterschiede bei der Mietpreisentwicklung
Laut Immoscout24 haben sich die Mietpreise letztes Jahr regional unterschiedlich entwickelt: Am stärksten gesunken sind sie mit -1.7 % in der Zentralschweiz, gefolgt von der Genferseeregion mit -1.1 % und der Nordwestschweiz mit -0.9 %.
In anderen Teilen der Schweiz hingegen sind die Mietpreise gestiegen: Am stärksten im Tessin mit 1.9 %. Es folgen das Mittelland mit 0.8 % und die Grossregion Zürich mit 0.6 %. In der Ostschweiz sind die Mietpreise durchschnittlich um lediglich 0.3 % gestiegen.
Dass diese Werte aber mit Vorsicht zu geniessen sind, zeigen die teils gegensätzlichen Zahlen von Homegate: So sind die Mietpreise in der Genferseeregion laut den Statistiken von Homegate nicht gesunken, sondern sogar angestiegen. Im Tessin seien die Preise zudem nicht gestiegen, sondern stabil geblieben. Wie diese unterschiedlichen Daten genau zustande gekommen sind, kann nicht abschliessend beurteilt werden.
Mietpreise vs. Eigentumspreise
Im Gegensatz zu den leicht gesunkenen Mietpreisen, haben die Eigentumspreise – bedingt durch Niedrigzinspolitik und unsichere Wirtschaftsaussichten – weiter kräftig zugelegt (siehe Expertenbefragung vom 1. November 2019).
So haben Einfamilienhäuser satte 2.8 Prozent und Stockwerkeigentum 2.2 % an Wert gewonnen. Auch Eigentumswohnungen sind um 0.4 Prozent teurer geworden. Lediglich im Dezember 2019 setzte eine leichte Entspannung bei den Immobilienpreisen ein. Ein Quadratmeter Wohnfläche eines Einfamilienhauses kostetet zum Jahresende 2019 rund 6'155 Franken, bei Stockwerkeigentum waren es 7'055 Franken.
Immobilien erfreuen sich bei Anlegern als Risikoanlage immer grösserer Beliebtheit, was die Nachfrage und die Preise weiter antreibt. Zur zukünftigen Preisentwicklung von Wohneigentum meint Martin Wäber, Direktor von ImmoScout24: „Bei den beiden wesentlichen Faktoren Zinsniveau und allgemeiner wirtschaftlichen Entwicklung sind im laufenden Jahr keine grossen Sprünge zu erwarten. Wohneigentum bleibt dank der tiefen Zinsen begehrt, aber in Folge steigender Preise für viele unerschwinglich.»
Warum die Mietpreise sinken
Doch weshalb sind die Mietpreise trotz weiter steigender Eigentumspreise leicht gesunken? Der Grund liegt laut Martin Wäber bei der grossen Investorennachfrage und der kräftigen Bautätigkeit im Mietwohnungssektor in den letzten Jahren. Diese führen an einigen Orten in der Schweiz zu einer Entspannung der Mietpreise.
Dies gilt allerdings nicht für urbane Hot Spots und Zentren, wo das Angebot nach wie vor nicht mit der grossen Nachfrage mithalten kann. Bezahlbarer Wohnraum ist deshalb an zentralen Lagen noch immer schwer zu finden.
Dazu zählen besonders die gut mit dem ÖV erschlossenen Gebiete in Zentrumsnähe. Viele Mieter müssen deshalb in Randlagen und Agglomerationen ausweichen, um sich eine Wohnung leisten zu können.
Fazit: Trotz widersprüchlicher Zahlen ist 2020 eine weitere Entspannung bei den Mietpreisen in Sicht
Obwohl sich die zwei Mietpreis-Indices von Immscout24 und Homegate – bedingt durch unterschiedliche Erhebungsmethoden – leicht unterscheiden, so kann dennoch ein Trend festgehalten werden: Während die Eigentumspreise ohne tiefgreifende Änderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen voraussichtlich weiter steigen werden, so dürften sich die Mietpreise durch die starke Bautätigkeit in vielen Regionen stabilisieren und teilweise sogar sinken.