Schweizer kaufen kleine, günstige Wohnungen
Die schweizweite Nachfrage nach Eigentumswohnungen wächst. Besonders gefragt sind dabei kleinere Eigentumswohnungen für weniger als 1 Million Franken. Gründe für den neuen Boom sind die gute Konjunktur sowie die tiefen Hypothekarzinsen.
Im vergangenen Jahr musste eine Eigentumswohnung im Schnitt 70 Tage auf einem Online-Portal ausgeschrieben werden, um einen Käufer zu finden. Noch ein Jahr zuvor waren es 103 Tage, obwohl das Angebot an Wohnungen insgesamt kleiner war. Die Nachfrage ist also stark gestiegen. Dies offenbart die Online Home Market Analysis, eine gemeinsame Studie von Homegate und dem Swiss Real Estate Institute der Hochchule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Untersucht wurden Angebot und Nachfrage basierend auf Inseraten aller grossen Schweizer Immobilienmarktplätze zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 30. Juni 2018.
Angesichts mangelnder Anlagealternativen wurden dabei zahlreiche Eigentumswohnungen als Anlageobjekte für die Weitervermietung gekauft. Besonders begehrt: Objekte für weniger als 1 Million Franken und kleine Wohnungen mit drei und weniger Zimmern. Eine günstige Eigentumswohnung zu finden, war in Genf und Zürich am schwierigsten: Dort kostet ein Quadratmeter Nettowohnfläche derzeit rund 12'900 bzw. 12'500 Franken. Zum Vergleich: In St. Gallen ist ein Quadratmeter für 6'000 Franken, in Bern für 6'500 Franken zu haben, also für rund die Hälfte des Preises.
Region Zürich ist am gefragtesten
Nach einem Rückgang der Nachfrage zwischen 2015 und 2017 erlebt der Eigentumswohnungsmarkt in der Schweiz einen neuen Boom. „Die aktuell gute Konjunktur und die weiterhin tiefen Hypothekarzinsen beflügeln den Kauf von Wohneigentum“, erklärt Peter Ilg, Leiter des Swiss Real Estate Institute der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. „Der Preisanstieg von Einfamilienhäusern führt ausserdem dazu, dass Personen, die Wohneigentum erwerben wollen, sich zunehmend Eigentumswohnungen zuwenden müssen.“
In der Region Zürich konnten Eigentumswohnungen mit durchschnittlich 59 Insertionstagen (Vorjahresperiode: 74 Tage) am schnellsten verkauft werden. Auch die Region Espace Mittelland ist begehrt: Hier fanden Eigentumswohnungen nach rund 61 Tagen einen Abnehmer (Vorjahresperiode: 90 Tage). In den Regionen Waadt / Wallis (65 Tage), Genf (69 Tage), Nordwestschweiz (73 Tage) und Innerschweiz (75 Tage) mussten Eigentumswohnungen mehr als zwei Monate auf Internetportalen ausgeschrieben werden, bis sie einen Käufer fanden. Fast drei Monate dauerte es in der Region Ostschweiz (85 Tage) und noch länger im Tessin (99 Tage).
In den meisten Regionen hat damit die durchschnittliche Insertionszeit massiv abgenommen – allen voran in der Ostschweiz und die Innerschweiz mit einer Verkürzung der Insertionsdauer um 34 und 31 Tage. Die kleinsten Verkürzungen der Insertionszeit fanden in den Regionen Zürich und Tessin mit je 15 Tagen statt.
In der Stadt Bern geht der Verkauf am schnellsten
Die Zentren verhielten sich dabei anders als die Regionen. So hat die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in der Region Zürich zwar stark zugenommen (15 Tage weniger Insertionszeit bei 8% mehr Angebot) – nirgendwo in der Schweiz wurden Objekte schneller verkauft als hier –, die Stadt Zürich hingegen liegt mit 51 Insertionstagen bei 6% weniger Angebot im Mittelfeld der untersuchten Städte. Am schnellsten verkauften sich dort kleine Wohnungen im Preissegment zwischen 500'000 und 1 Million Franken: Nach 43 Insertionstagen fand ein Objekt im Schnitt einen neuen Besitzer. In der Vorjahresperiode waren es noch 74 Tage gewesen.
In Bern (33 Tage), Lausanne (41 Tage) und in Basel (47 Tage) fanden Wohnungen schneller einen Käufer. Spitzenreiter war die Stadt Bern mit einer Insertionszeit von 33 Tagen: In keiner anderen Stadt konnten Eigentumswohnungen so schnell verkauft werden wie hier – allerdings auch, weil sich das Angebot um 29% verknappt hat: Nur 118 Eigentumswohnungen wurden in der ausgewerteten Periode zum Verkauf angeboten. Am begehrtesten waren auch hier Objekte im mittleren Preissegment: Wohnungen zwischen 500'000 und 1 Million Franken waren nach nur 19 Insertionstagen verkauft, 7 Tage schneller als in der Vorjahresperiode.